Die Zeit in Kirchberg und Spetzgart habe ich auf einer eigenen Internetseite ausführlich beschrieben.
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Ich war sicher kein sehr braver Junge und Schule und Hausaufgaben gehörten nicht zu meinen bevorzugten Tätigkeiten. Da ging ich lieber auf eines der damals noch reichlich vorhandenen Ruinengrundstücke und wir spielten mit vielen verbotenen Dingen. Natürlich war ich auch sehr an Fußball interessiert und das Bolzen auf den freien Plätzen hat mir überaus gefallen.
Eines Tages im Jahr 1953 eröffneten mir meine Eltern, dass ich in ein Internat gehen könnte. Sie malten mir den Aufenthalt dort in den schönsten Farben aus. Ein wenig Angst hatte ich schon von zu Hause weggehen zu müssen, aber ich konnte es mir einfach nicht vorstellen. Im April 1954 war es dann soweit, dass mich meine Eltern nach Kirchberg an den Bodensee brachten.

Ich glaube, dass ich gar nicht begriffen habe, was da mit mir geschah. Ich war in einem Zimmer mit noch 6 anderen Kindern unter ihnen auch Thomas Sauter, mit dem ich mich später näher anfreundete. Ansonsten war die erste Zeit doch der blanke Horror. Ich fühlte mich total verlassen, sprach wenig und zog mich mehr und mehr in mich zurück. Trotzdem war ich einer der ersten, die den Schulanzug erhalten haben, was eine besondere Auszeichnung war. Mit mir zusammen war auch noch Hans Georg (Winni) Weber und Peter Hacker aus Bayreuth in Kirchberg. Mit beiden hatte ich aber wenig Kontakt.
Die vier Jahre in Kirchberg waren überaus zwiespältig für mich.
Die Einordnung in das Schulsystem fiel mir nicht sonderlich schwer, da ich eher resignierte als aufbegehrte.
Schulleiter war damals Herr Möller ein Mensch, der sehr stark militärisch geprägt war. Der Krieg war ja noch nicht so lange zu Ende. Auch erinnere ich mich an den Lehrer Amin Schmidt, der mich meine ganze Schulzeit begleiten sollte. Er unterrichtete Englisch und manchmal auch Deutsch. Nicht gerade meine Lieblingsfächer. Ein anderer Lehrer war Pastor Otto an dessen Andachten in dem kleinen Spiegelsaal ich mich noch gut erinnere. Er war eine eindrucksvolle Persönlichkeit, der vielleicht auch meine Religosität beeinflusst hat. Ansonsten war da noch Hermann Kegel, der Lehrer für Kunst und Sport. Herr Kegel war ein bekannter Maler und wohnte damals in dem Meersburger Schloss.





Die Zeit in Kirchberg aus der die obigen Bilder stammen waren geprägt durch die Hoffnung dass dieser Spuk bald vorbei gehen soll,. Trotzdem habe ich in dieser Zeit viele Freunde gefunden, die mir das Leben doch etwas erleichterten.

Im April 1958 ging ich mit meiner Klasse dann nach Spetzgart. Für mich war es anfänglich genauso schlimm wie in Kirchberg. Ein Junge mitten in der Pubertät, vollkommen allein gelassen, das ist wirklich der blanke Horror. Ich habe mein Heil im Sport gesucht und dort wenigstens ein wenig Freude gefunden. Meine schulischen Leistungen, ohnehin nicht besonders gut, gingen weiter in den Keller und nur durch den Zwang einer festgesetzten Arbeitszeit jeden Tag und einer gewissen Leichtigkeit des Lernens in Mathematik und Physik habe ich wohl die ersten Klassen in Spetzgart überstanden. In Basketball und Volleyball war ich immer bei den Besten.




Zu dieser Zeit begann ich auch zu rauchen. Es hielt sich, schon aufgrund des strengen Verbots zwar in Grenzen aber ich fand doch immer wieder Gelegenheit auf meinen langen Läufen hin und wieder eine Zigarette zu rauchen. Zu dieser Zeit entdeckte ich auch, etwa 2 Kilometer entfernt von der Schule, eine abgelegene Stelle mit einer Höhle. Dies wurde oft mein Platz an den ich mich zurück zog und mit der Welt haderte. In der Nähe war ein Kiosk der von einem älteren Mann betrieben wurde. Mit ihm redete ich manchmal, aber er war ein sehr primitiver Mensch.
Freunde hatte ich in dieser Zeit wenige und diese waren meist auch mit sich selbst beschäftigt wie zum Beispiel Klaus Baumgärtel, der schon hier durch seine zwar technisch ausgezeichneten aber deprimierenden Bilder auffiel.
In den Ferien fuhr ich immer nach Hause. Natürlich freute ich mich auf zuhause, aber oft war ich auch traurig wenn sich meine Eltern fast täglich in schlimmster Weise stritten. Dann war ich auch wieder froh ins Internat gehen zu können. Deshalb fuhr ich oft schon 1 – 2 Tage vor dem Ferienende nach Spetzgart. Die Fahrt war immer mit dem Zug von Bayreuth über Nürnberg – Augsburg -Ulm – Friedrichshafen mit oftmaligen Umsteigen. Ich erinnere mich noch an eine Fahrt – ich glaube es war 1957 im Winter als ich drei Stunden bibbernd auf dem Bahnsteig in Nürnberg stand, da der Interzonenzug Verspätung hatte. In die Bahnhofsgaststätte traute ich mich nicht.




In der Schulhierarchie kam ich nicht sehr weit, da ich mir immer wieder etwas zu Schulde kommen ließ, was meine Karriere dann abrupt abbrach. Als Ehrung wurde in der Schule der weiße Streifen, der Farben Anwärter und der Farbentragende ausgezeichnet. Über den weißen Streifen kam ich aber nie hinaus, dafür aber habe ich ihn drei mal bekommen. Auch war mir schon damals jede Personalverantwortung zuwider. Nicht mal Zimmerführer wollte ich sein, was sich aber nicht immer vermeiden ließ.
So habe ich mich bis zum Abitur im wahrsten Sinn hindurchgewurschtelt. In dem letzten Jahr habe ich dann erkannt, dass ich doch etwas mehr tun müsste und ich habe doch sehr intensiv angefangen zu lernen. Das Abitur selbst habe ich eigentlich nur geschafft, weil man kein Blutbad anrichten wollte. Von den 16 Abiturienten, die in die Prüfung gegangen sind mussten ohnehin schon 4 wiederholen. Eine größere Zahl hätte wohl dem Ruf der Schule zu sehr geschadet. Ich musste in fast allen Fächern in die mündlich Prüfung weil die Noten nicht mit den Jahresfortgangsnoten übereinstimmten.

Aus der SPETZGARTER CHRONIK
Das Hauptereignis am Ende des letzten Trimesters war zweifellos die Reifeprüfung, die zum ersten Male in Spetzgart abgenommen wurde. Zwei sehr freundliche Prüfungskommissare aus Südbaden fanden sich ein, um unseren Oberprimanern etwas „auf den Zahn zu fühlen“. Von den 16 Abiturienten (siehe nebenseitiges Bild) bestanden 12 das Examen.
Wir können mit dem Ergebnis einigermaßen zufrieden sein, wenn man bedenkt, daß wir als Landerziehungsheim schulisch den gleichen Bedingungen wie die Staatsschulen unterworfen sind. Ein gemütlicher Abschiedsabend auf dem Haldenhof vereinigte noch einmal Lehrer und Schüler, von denen eine ganze Reihe neun Jahre lang die Salemer Schulen besucht hatten. Auch Herr Möller war erschienen, der diese Klasse von der Zeit in Kirchberg an bis zum Weggang im letzten Sommer betreute.
Mit diesen Oberprimanern verliert Spetzgart eine Gruppe von Jungen und Mädchen, von denen mit Fug und Recht behauptet werden kann, daß sie nicht nur auf dem Gebiet des Wissens etwas erreicht haben, sondern auch rein menschlich zu einer Haltung gekommen sind, die den Zielen unserer Schule würdig ist. Dieses empfinden wir durchaus nicht als etwas Selbstverständliches. Wir können günstige Bedingungen einer Erziehung schaffen, der Erfolg läßt sich aber nicht erzwingen. Umso dankbarer sind wir für das, was aus dieser Klasse im Verlaufe der letzten Jahre geworden ist.
Wer in dieser Klasse Unterricht zu geben hatte, fühlte sich wohl. Anständigkeit, Offenheit und Fairness gaben die Grundlage für einen engen persönlichen Kontakt. Ein vorbildlicher Fleiß erleichterte die Arbeit. Und last not least sorgten sieben prachtvolle Mädchen für eine Atmosphäre, die etwas von einer anregenden Heiterkeit in sich barg. Mögen alle Abiturienten alle ihre Ziele, die sie sich gesteckt haben, erreichen. Unsere besten Wünsche begleiten sie.
Als ich die Nachricht bekam ich hätte es geschafft wollte ich es gar nicht glauben. Eine Abiturfeier oder gar eine Abiturreise gab es nicht. Als wir erfahren haben, dass wir es geschafft hatten, lud uns unser Klassenlehrer Herr Schmidt in den Haldenhof ein und wir saßen am Abend ein paar Stunden zusammen. Wie schon den Hinweg mussten wir auch den Rückweg zu Fuß machen (etwa je 2 Stunden).